Beim Chronic Fatigue Syndrom (CFS) sprechen wir von einer Multisystemerkrankung mit Dysregulation des Immunsystems, des Nervensystems und des zellulären Energiestoffwechsels, die seit mindestens 6 Monaten besteht. Sie wird von der WHO in der internationalen Klassifikattion (ICD 10) als Erkrankung des Nervensystems unter G93.3 klassifiziert. Aufgrund der neurokognitiven Symptome ist im Englischen der Begriff Myalgische Enzephalomyelitis (ME) gängiger. Oft findet sich deshalb auch die Bezeichnung CFS/ME.
Zentrales Merkmal ist eine extreme Schwäche und permanente Müdigkeit, verbunden mit schwerem Krankheitsgefühl und vielen weiteren Symptomen wie Muskelschmerzen, neurologischen, immunologischen, gastrointestinalen, kardiovaskulären und endokrinen Problemen. Die CFS-Patienten fühlen sich platt, schlapp, bleiern müde, alles tut weh, sie haben immer das Gefühl, krank zu sein, nicht richtig gesund zu sein und sie schleppen sich von Tag zu Tag. Vergleichbare Symptome können sich zeigen nach einer durchgemachten COVID-19 Infektion (LONG-COVID-19-Zustand).
Man geht davon aus, dass es in Deutschland ca. 300000, weltweit ca. 17 Millionen Betroffene gibt.
Auslöser sind häufig virale (u.a. Epstein-Barr-Virus; Influenzavirus) und/oder bakterielle Infektionen, von denen sich der Patient nicht mehr erholt. Man vermutet, dass es infolge solcher Infektionen und weiterer Stressoren wie z.B. Schwermetalle und Pestizide zu einer Entgleisung vieler biochemischer Regulationsprozesse kommt, die das Syndrom weiter nähren.
Schon geringe körperliche und geistige Belastungen führen zur massiven Verstärkung der Symptome. Überschreitet der Patient seine ohnehin schon sehr engen Grenzen, kann das zu schweren Rückfällen führen, von denen er sich oft tagelang nicht erholt. Viele Erkrankte sind arbeitsunfähig oder auch Pflegefälle, da sie die einfachsten Alltagsverrichtungen nicht mehr bewältigen können. Den Patienten mangelt es nicht an Willen oder Antrieb, dies unterscheidet CFS von Depression u.a. Ganz im Gegenteil fällt es vielen schwer, ihr massiv eingeschränktes Leistungsvermögen zu akzeptieren und sich nicht zu überfordern.
Was tun bei Verdacht auf CFS?
In Deutschland ist das Wissen um diese Krankheit noch wenig verbreitet, so dass die Diagnose CFS/ME oft sehr spät gestellt wird. Noch immer werden CFS/ME fälschlicherweise als eine psychische oder somatoforme Krankheit angesehen/verwechselt und dementsprechend mit Verhaltenstherapie und körperlichem Aufbautraining behandelt. Wobei gerade diese körperliche Aktivierung jenseits der sehr engen Grenzen die Patienten krank machen und zu schweren Rückfällen führen kann.
Diagnostik von CFS
Bisher gibt es noch keine Leitlinien zur Diagnostik des CFS, auch keine anerkannte zugelassene Therapie. Definiert wird CFS anhand der klinischen Symptome.
Recht häufig werden zur Diagnostik die Kanadischen Klinischen Kriterien von 2003 herangezogen. (Diese Kriterien sind auf der Website des Charité Fatigue Centrums in deutscher Sprache zu finden).
Frau Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen (Charité Campus Virchow Klinikum Berlin) beschäftigt sich schon viele Jahre mit CFS. Sie erforscht u.a. die gestörte Immunantwort der Patienten auf das Epstein-Barr-Virus, sucht nach Biomarkern für CFS/ME und neuen Therapiemöglichkeiten.
Diagnostik-Schwerpunkte der CFS in meiner Praxis:
- Untersuchung des Mitochondrienstatus (Bioenergetischer Gesundheitsindex (BHI) plus Ergänzungsparameter)
- Bestimmung von Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Vitamin D u.a.
- Nebennierenfunktion (Speichelhormone, Neurotransmitter im Urin)
- Sexualhormone im Speichel
- Immunsystemuntersuchungen, insbes. Entzündungsmarker, ROS, RNS
- Gezielte Infektionsanamnese (Zecken, Epstein-Barr-Virus, Herpesvirus 1/2)
- Untersuchung der Schilddrüse
- Stuhluntersuchungen (leaky gut, Verdauungsleistung, Histamin)
- Nahrungsmittelunverträglichkeitstestung
- Schwermetallbelastungstestung
Was unterscheidet CFS von ähnlichen Krankheitsbildern, wie Burnout, Depression, Fatigue?
Bei Burnout tritt das Erschöpfungsgefühl nach längeren – oft vielen Jahren bestehenden – Überforderungen auf. Der Patient fühlt sich ausgebrannt.
Die Ursachen von Depression sind vielfältig, der Patient fühlt sich antriebslos, lustlos, nicht fröhlich, hat keinen Appetit.
Die Ursachen von Fatigue (=Mattigkeit, Müdigkeit) können u.a. Eisenmangel, Schlafstörungen oder postinfektiös bedingt sein (Epstein-Barr-Virus). Fatigue tritt auch auf bei belastenden Grunderkrankungen wie Krebs, Herzinsuffizienz, Autoimmunerkrankungen, Multiple Sklerose und/oder als Folge von Chemotherapien und Immuntherapien.
Worunter leiden CFS-Patienten?
- extreme Schwäche, bleierne und permanente Müdigkeit
- Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, wobei die üblichen Schmerzmittel wenig lindern
- Grippeähnliches Gefühl, schmerzhafte Lymphknoten, subfebrile Temperaturen
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen, teils schmerzbedingt
- Gleichgewichtsstörungen
- Überempfindlichkeit für Licht, Lärm und Gerüche
- Verdauungsbeschwerden ähnlich einem Reizdarm – Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Übelkeit, Völlegefühl, Krämpfe
- Unverträglichkeiten gegenüber Lebensmitteln, Medikamenten, Duftstoffen, Chemikalien
Manche CFS-Patienten leiden zusätzlich unter einer Fibromyalgie
Die Schwere der Symptome und die Krankheitsverläufe variieren sehr stark von Patient zu Patient
Behandlung von CFS-Patienten in meiner Praxis
Das Wichtigste für mich ist, den Patienten mit seiner Erkrankung ernst zu nehmen. Die Abschwächung der Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität sind vorrangiges Ziel.
Bei der Linderung von Symptomen gilt: Was für den einen hilfreich sein kann, kann bei einem anderen eine Verschlechterung auslösen. Viele Patienten reagieren auf Medikamente/Nahrungsergänzungsmittel überempfindlich, weshalb mit einer niedrigen Dosierung begonnen wird.
Die Belastungsgrenzen sollten nicht zu oft oder zu stark überschritten werden, da dies schwere und lang anhaltende Rückfälle auslösen kann. Ziel ist es, dass der Patient lernt, schonend mit seinen Energiereserven umzugehen und damit den funktionellen Zustand so gut wie möglich zu verbessern.
In meiner Praxis setze ich viele verschiedene Therapien an, um die Mitochondrien (Energiekraftwerke der Zellen) zu stärken und die Symptome zu lindern:
- Procain-Basen-Infusionen u.a. zur Schmerzlinderung
- Infusionen zur Stärkung der Mitochondrien/des Immunsystems/Nebennierensystems/Nervensystems / hier verweise ich auf die Cellsymbiosistherapie nach Dr. med. Kremer
- Ernährungsberatung insbes. im Hinblick auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Histaminunverträglichkeit, Blutzuckerhaushalt
- Therapie mit bioidentischen Hormonen, Phytohormonen
- Akupunktur
- Nahrungsergänzungsmittel aus natürlichen Quellen
- Homöopathie
- RESET Kiefergelenksbehandlung
- Schwermetallausleitung
- Hilfe beim Umgang mit der Krankheit durch fundierte Aufklärung und Gespräche